Ein Sonderzug von Berlin durch Osteuropa und Asien in die Mongolei,
der Kulturschaffenden und jungen Menschen aus Ost und West zur Verfügung
steht: Das ist die Kulturkarawane. Wir verstehen sie als Antwort auf den
Umbruch in unseren östlichen Nachbarstaaten. Kann der dortigen Situation
durch unser Interesse, unsere Verantwortungsbereitschaft und durch unsere
Kultur begegnet werden?
Partner und Veranstalter dieser Karawane war der eigens für dieses
Projekt gegründete gemeinnützige Berliner "Kulturkarwanen e.V."
Im Sommer 1992 nahmen 340 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 52 Ländern
an diesem Projekt teil. Die Reise fand diesmal auf der Achse Berlin - Ulan
Bator statt. Der Ziel war, daß jeder Mitreisende aus dem individuellen
Lebens-, Arbeits und Studienbereich heraus seine Interessen mit der Karawane
und ihren Aktivitäten verbindet. Dies geschieht durch eine persönlichen
Beschäftigung mit den verschiedenen Kulturen, durch Kontakte mit den
Menschen an den Stationen oder durch die Erarbeitung eigener Beiträge
zu diesem Projekt. Für viele war es die ersten Ost-West-Kontakte überhaupt,
die sehr intensive, eindrückliche Erlebnisse brachten. In der Begegnung
verschiedener Kulturen entstand die Möglichkeit ganz neu zur eigenen
Kultur zu finden. Dadurch wurde eine Stärkung des eigenen Selbstbewußtseins
mit einer Anerkennung des Fremden vereinbar.
"Auf der Kulturkarawane lernten sich viele Menschen kennen, die in der
Folge eine Reihe ökologischer, sozialer und kultureller Projekte realisierten",
so Falk Zientz,
einer der Initiatoren des Projekts.
Das Projekt hatte großen Symbolwert, blieb aber wegen seiner Größe
zu schwerfällig und unbeweglich. Wertvolle Zeit, die
man für Gespräche, Vorträge, Aufführungen, Ausstellungen
etc. hätte besser und intensiver nutzen können, ging durch Probleme
in Logistik, Versorgung und Beherbergung der großen Gruppe verloren.
Die Veranstaltungspartner in Rußland und der
Mongolei waren den Problemen, die sich aus der großen Zahl der
Reisenden ergaben, außerdem nicht immer gewachsen. Ein
Stromausfall in Ulan Bator führte zudem zu einem vollen Tag Verspätung
beim Rückflug über Moskau nach Berlin. Daraus
haben wir viel gelernt. Zukünftige eigene Projekte sollten auf
jeden Fall kleiner ausfallen.