Die
Region hat einen neuen Saal zum Ausstellen, Tagen, Feiern und Musizieren
Der
große Saal im Antionushof in der alten
Ortsmitte von Wiesenbach feierte am Samstag, 27.05.17 mit einem Gitarrenkonzert
von Andreas Kapsalis Premiere. Der neue
Saal und das zweistündige Soloprogramm begeisterten die Besucher.
Zum Konzert geladen hatte Kultur-Rhein-Neckar e.V. aus Ludwigshafen.
Trotz
der hochsommerlichen Temperaturen am Samstag, die bis in den Abend anhielten,
präsentierte sich der Saal angenehm kühl. Kein Wunder, denn die
fast einen Meter dicken Sandsteinwände wirken wie ein Akku.Im
Winter halten Sie die Wärme und im Sommer die Kühle. Die Besucher
zeigten sich beindruckt von dem Ensemble und dem komplett sanierten Gebäude,
das nicht nur ein neues Dach, sondern auch eine neue Decke bekommen hatte.
Dabei wirkt das Gebäude von der Straße aus eher klein und unscheinbar.
Die Fassade ist komplett von wildem Wein bewachsen. Dort wo früher
das große Scheunentor aus Holz war, findet man heute ein mächtiges
Glasportal. Dort wo früher Heu- und Stroh gelagert worden sind entstand
ein wunderbarer Raum mit großem Panoramafenster in den Garten.
Vor
diesem Fenster saß der Gitarrist aus Chicago und unterhielt das Publikum
mit kurzen Geschichten und virtuosem Spiel. Doch der Reihe nach: Stadtplaner
Dipl. Ing. Samuel J. Fleiner vom Verein Kunst, Gesundheit, Bildung e.V.
begrüßte zunächst Konzertveranstalterin Eleonore Hefner
in seiner Eigenschaft als Bauherr und Vereinsvorstand
von Kunst, Gesundheit, Bildung e.V., der das Gebäude betreibt. Er
erzählte kurz, was im Antoniushof geplant
ist: Ein Kompetenzzentrum für Nachhaltigkeit. Man wollte ein Beispiel
geben für nachhaltiges Bauen und energieeffizientes Sanieren von historischen
Gebäuden und Mut machen, Landwirtschaftsgebäude im Ort nicht
leer stehen zu lassen, sondern anzupacken und umzunutzen.
Er verwies dabei auf die tausenden von Stunden ehrenamtlicher Arbeit von
Freiwilligen und auf die Förderung durch das Entwicklungsprogramm
ländlicher Raum, ohne die der Umbau und Erhalt des Hofes nicht möglich
gewesen wäre.
Eleonore
Hefner bedankte sich in ihrer kurzen Antwortrede für das tolle Engagement
der Vorstände Dip.-Ing. Samuel J. Fleiner
und Dipl.-Psych. Angela Wagner, die Initiatoren und Motoren des Projekts.
Sie stellte dem Publikum auch gleich den Künstler vor. Andreas Kapsalis
aus Chicago (40) stammt aus einer Musikerfamilie, die vor zwei Generationen
aus Griechenland in die USA ausgewandert ist. Bevor er Profimusiker wurde,
machte er zunächsteine Ausbildung
zum Geigenbauer. Dabei verletzte er sich so schwer an der linken Hand,
dass er diese monatelang nicht mehr benutzen konnte. Da er es aber nicht
lassen konnte Gitarre zu spielen, erfand er eine spezielle Klopftechnik,
die es ihm ermöglichte mit nur einer Hand zu musizieren. Als er dann
die verletzte Hand wieder gebrauchen konnte, war eine völlig neue
Art des Gitarrenspielens geboren worden.
Im
anschließenden Konzert präsentierte Kapsalis
eigene Kompositionen, aber auch Stücke von Queen, den Beatles, den
Rolling Stones und Pink Floyd, in eigenen Bearbeitungen und verjazzten
Interpretationen und schaffte bisweilen den Eindruck, nicht er alleine,
sondern ein ganzes Orchester säße da auf der mit blauem Stoff
ausgeschlagenen Bühne. Dabei gebrauchte er stets das ganze Instrument,
er spielte also nicht nur die Saiten, sondern auch Wirbel, Korpus und sogar
die überstehenden Metalldrähte über dem Wirbel, die durch Anschnippen
mit dem Finger eine probates Registrierkassengeräusch beim Pink Floyd
Stück „Money“ erzeugten. Im Klangspektrum dominierten neben wilden
Rhythmen auch feine Obertöne im schnellen Wechsel.
In
der Konzertpause flanierten die Besucher durch das parkähnliche Anwesen,
genossen die spektakuläre Aussicht und besichtigten die bereits fertig
gestellte Tabakscheuer und weitere Gebäude. Die weiteste Anreise hatte
dabei eine Gruppe aus dem Landkreis Cuxhaven.
Zu
jedem Stück gab es eine kleine unterhaltsame Geschichte auf Englisch.
Er erzählte vom Zirkus und den von ihm heiß geliebten Elefanten,
er erzählte von seiner Familie und wie sehr er es bedauert, seine
früh verstorbenen Großeltern nicht mehr kennen gelernt zu haben
und er erzählte davon, wie schwer es ist in den USA als Einwandererkind
der dritten Generation eine griechische Identität zu wahren und zu
erhalten... Es sei einfach zu leicht und zu verführerisch sich in
der pluralistischen amerikanischen Gesellschaft zu verlieren. Ein Stück
widmete er deshalb speziell seinen Großeltern und seinen griechischen
Wurzeln.
Das
Konzert endete mit lang anhaltendem Applaus und stehenden Ovationen. Das
Publikum zeigte sich begeistert vom Konzert, dem schönen Anwesen und
der hervorragenden Akustik.
Hausherr
Fleiner lud zum Schluss gleich noch zum nächsten öffentlichen
Event. Am Freitag, 16.06.17 veranstaltet Lichthaus Musik um 20:00 Uhr ein
Konzert mit dem Kölner Stimmvirtuosen und Naturhornspieler Christian
Bollmann, das ebenfalls imAntoniushof stattfinden
wird. Infos zu Christian Bollmann
https://www.lichthaus-musik.de/?page_id=571